Dominik Maier musikreviews.de (8/10) review (Deutsch)

Das Progressive-Genre erfreut sich nicht erst seit gestern einer hartgesottenen Fangemeinde, die sich an den instrumentalen Spielereien der Musik ergötzt. Unbedarften dagegen ist das Genre oftmals zu verkopft oder auch einfach zu anstrengend und ja, das Argument, bei progressiver Musik bliebe das Feeling weitestgehend auf der Strecke, ist auch nicht ganz unberechtigt. Daher kann es durchaus als kleines Kunststück bezeichnet werden, wenn es Bands gelingt, Kopf und Herz des Hörers in einigermaßen gleichem Maße anzusprechen. ANIMATE versuchen sich mit „Infinite Imaginations“ zumindest in Teilen an dieser Aufgabe – und eines gleich vorweg: Sie scheitern nicht. Vielmehr halten sich hier durchaus komplexe Strukturen mit eingängigen Gesangslinien und, ganz wichtig, starken Melodien die Waage.

Mit „Threshold“ und „Force Gravitiy“ gehen ANIMATE aber erstmal ziemlich in die Vollen: In beiden Songs wird gekonnt mit metallischer Härte hantiert, wobei das obligatorische Keyboard natürlich nie zu kurz kommen darf und dem Sound eine etwas spacige Note verleiht. Der Mittelpunkt der Musik ist aber ab seinem ersten Einsatz Sänger Robert Robin Niemiec.
Warum?
Weil es der Mann schafft, dem technischen Sound die nötige Portion Gefühl einzuhauchen. Das zeigt er in vollem Umfang erstmals im etwas poppiger klingenden „Ghostmaker“. Wobei poppig in diesem Fall nicht mit weich gleichzusetzen ist. Vielmehr sorgt der Gesang, dank der etwas entzerrten Instrumentierung, für einige sehr lichte Momente, die sich als passender Kontrast zum stellenweise doch sehr harten Groove herausstellen.

Dass diese Kontraste aber auch ein bisschen nach hinten losgehen können, zeigt dann „Back to Cold“. Der spacige Keyboardteppich klingt grundlegend gar nicht schlecht, aber irgendwie wirkt der Kontrast zum kristallklaren Gesang doch etwas seltsam: Manchmal treiben sich beide Elemente gegenseitig in fast schmerzliche Höhen, dann klingt es wieder so, als wäre der Song schlicht mit Pomp überladen und im nächsten Moment passt doch alles wieder ganz gut zusammen.
Hier wäre wohl etwas weniger doch mehr gewesen.

„A Web Of Madness“ und „Pleasant Addiction“ machen das aber mit starker Metal-Kante wieder wett. Während ersterer vor allem mit tollen hart/zart Kontrasten gefällt, klingt der Abschluss überraschend metallisch. Diese Härte hat u.a. zur Folge, dass der Gesang erneut ein ganzes Stück besser zur Geltung kommt, eben weil ihm hier die passenden Kontrapunkte entgegengesetzt werden.
Besonders der Refrain von „Pleasent Addiction“ ist große Klasse und macht den Song richtig groß, dagegen klingen die Strophen im direkten Vergleich ein kleines Stück reduziert und wirken wie eine Anlaufbahn für die Explosion im Refrain. Die Riffs, Melodien und überhaupt die gesamte Instrumentierung ist Champions-League-würdig, denn hier werden trotz aller erkennbaren Technik niemals die Emotionen vergessen, wobei die Songs trotzdem nachvollziehbar bleiben.

FAZIT: Für Prog-Liebhaber ist „Infinite Imaginations“ eine absolute Kaufempfehlung wert. Aber auch Hörer, die mit verkopfter Musik eher weniger anfangen können, sollten hier mal ein Ohr riskieren, denn ANIMATE gelingt es ziemlich gut, Kopf und Herz in ihrer Musik zu vereinen, ohne den Terminus „Progressive“ in irgendeiner Weise zu verwässern. Überraschend stark!

source: www.musikreviews.de (oryginal Deutsch)

8/10
8/10